Glanzvolle Rückkehr auf internationale Bühne
Dorothee Schneider wieder vor Olympia?

 

Dorothee Schneider freut sich über ihren Titel als Deutsche Meisterin in der Kür 2016, Foto Jacques Toffi

Dorothee Schneider freut sich über ihren Titel als Deutsche Meisterin in der Kür 2016 / Foto Jacques Toffi

Das Glück des Augenblicks hatte sie vor vier Jahren in die Arme genommen und ins sportliche Paradies geleitet, für einen Moment nur. Auf Diva Royal war sie in London mit Kristina Sprehe auf Desperados und Helen Langehanenberg auf Damon Hill Teil des Damentrios, das mit der olympischen Silbermedaille geschmückt wurde. Nach den Spielen hatte Dorothee Schneider Diva Royal vertragsgemäß an die Besitzerin zurückzugeben, das sind eben die harten und oft auch ziemlich kalten Spielregeln für Profis. Sie murrte nicht, sie klagte nicht und vor allem, sie jammerte auch nicht. Eine wie sie weiß, was sie kann, und sie hatte ja den Hannoveraner Wallach Showtime im Stall. Auf dem nun zehnjährigen Sandro Hit-Nachkommen fuhr sie zur Deutschen Meisterschaft nach Balve und sagte hinterher: „Was ich da erreicht habe, das konnte ich mir nicht mal erträumen.“

Sieg bei den World Dressage Masters in München 2016 / Foto: Dr. Tanja Becker

Sieg bei den World Dressage Masters in München 2016 / Foto: Dr. Tanja Becker

Dorothee Schneider (47) war natürlich nicht plötzlich wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht. In der Dressur hat man sich hoch zu dienen, alles andere wäre ein wirkliches Wunder. Neben dem reiterlichen Können steht in dieser für viele so fremdartigen Welt der Ordnung und Disziplin das Pferd im Mittelpunkt, es muss nicht nur dem Publikum sondern auch den Richtern gefallen. Und bei Showtime war das so, dass die in der Welt herumgekommene exzellente Richterin Katrine Wüst gar ins Schwärmen geriet und sagte: „Wie ein Tsunami.“ Die Düsseldorferin mit Wohnsitz München, in früheren Jahren selbst erfolgreich im Viereck unterwegs, gab in der B-Note sogar insgesamt 95,0 Prozentpunkte, vergleichbar mit einer beinahe „10“ als Höchstnote.

Die Kür wird beurteilt nach der Technik (Note A), Ausführung der vorgeschriebenen schwierigsten Lektionen des Grand Prix Special, und der B-Note, künstlerische Ausführung. Hier werden bei der Notengebung herangezogen Rhythmus, Harmonie zwischen Reiter und Pferd, Choreografie, Schwierigkeit der Kür, Musik und die Interpretation der Musik. Katrina Wüst über Dorothee Schneider und ihren Wallach: „Tolle Reiterin, tolles Pferd. Showtime hat drei überragende Grundgangarten und zeigte in der Kür in den schwierigsten Lektionen absolute Losgelassenheit – Zeichen einer guten und gewollten Ausbildung.“

Showtime wurde eineinhalbjährig durch Reitlehrer Bernd Gebhardt bei Züchter Heinrich Wecke entdeckt, gekauft und langsam aufgebaut. Schon in jungen Jahren präsentierte sich der Dunkelbraune als Talent zum Weltpferd. Den Namen Showtime gab ihm Gebhardts Lebenspartnerin aufgrund seiner überragenden Bewegungen beim Freilaufen in der Halle. Vierjährig ging der Wallach in den Stall von Dorothee Schneider nach Rheinland-Pfalz, Besitzerin ist Gabriele Kippert.

Mit Showtime ist „Doro“ Schneider zurück auf der ganz großen Bühne des Dressursports. In Balve wurde sie zunächst im Grand Prix Special mit Silber dekoriert, danach gewann sie in der Kür nicht nur Gold, sondern erstmals auch einen nationalen Titel. Für das Internationale Offizielle Turnier (CHIO) von Deutschland in Aachen Mitte Juli wurde sie neben Isabell Werth, Kristina Bröring-Sprehe und Sönke Rothenberger in die deutsche Equipe berufen – bei entsprechenden Leistungen wie bei den Deutschen Meisterschaften kann sie der deutsche Dressur-Ausschuss nach dem CHIO für Olympia in Rio kaum übersehen…

Dieter Ludwig

Dorothee Schneider beim Ritt zur Deutschen Meisterin in der Kür auf Showtime in Balve 2016 / Foto: Karl-Heinz Frieler

Dorothee Schneider beim Ritt zur Deutschen Meisterin in der Kür auf Showtime in Balve 2016 / Foto: Karl-Heinz Frieler